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Kindergarten mal anders…

Vor einer Woche habe ich euch versprochen, vom ersten Tag im Kindergarten zu erzählen. Somit erwartet euch nun ein Bericht voller Situationen, die es in Österreich so normalerweise nicht gibt.

Viele, viele Tränen

Als ich nach dem Frühstück um 7:30Uhr die eingezäunte Fläche des Kindergartens betrat, ging es bereits drunter und drüber. Schon seit 7:00Uhr brachten die Eltern ihre Kinder vorbei und da insgesamt 270 ankommen sollten, war zu diesem Zeitpunkt schon ordentlich was los. Sowohl die 90 Vierjährigen, als auch die 90 Fünfjährigen gingen im Großen und Ganzen recht gut mit dem Neustart um. Nur die 46 Kinder der 1A und die 45 der 1B litten unter der Trennung von den Eltern, die in der ersten Woche aber nur bis 11:00Uhr andauern sollte. Mindestens die Hälfte weinte und ein paar kratzten, bissen oder schlugen sogar um sich, als man sie daran hindern wollte, zum Eingangstor zu laufen oder über den Zaun zu klettern.

Der „Cookie-Junge“

Ich bekam gleich beim Ankommen einen Jungen in die Hand gedrückt, welchem die Tränen nur so herunterliefen. Zusätzlich schluchzte er „Dau tea...dau tea...“. Das bedeutet „Ich möchte nachhause gehen...ich möchte nachhause gehen...“. Ich werde dieses Bild wohl nie vergessen, als ich mit ihm am Gelände des Kindergartens entlangging, um ihn ein bisschen zu beruhigen: Noch immer kullerten ihm Tränen über die Wangen, mit einem Geldschein dazwischen umklammerte er meine Hand und auf der anderen Seite hielt er seinen kleinen Cookie so fest, wie er nur konnte.

Kein normaler Vormittag

Glücklicherweise gelang es den „Kindergarten teachern“, den Assistentinnen, dem zusätzlichen Personal für diese erste Woche, den anderen Volontärinnen, die gerade nicht in der Schule unterrichten mussten und mir, die meisten Kinder irgendwann doch zu beruhigen. So konnten wir sie vorsichtig in ihren Klassenraum führen, wo sie auf einem Stuhl in der ihnen zugeordneten Farbe, Platz nehmen sollten. Am ersten Tag gab es aber weder Unterrichtseinheiten, noch ein Bildungsangebot, wie es die österreichischen PädagogInnen so schön nennen, sondern die Kinder hatten sich erstmal an die neue Umgebung, sowie den Tagesablauf zu gewöhnen. Dementsprechend sollten sie sich (am besten NICHT weinend) zu den gewöhnlichen Unterrichtszeiten im Klassenraum mit gespendeten Spielsachen beschäftigen, in den Pausen im Garten spielen und um 10:30Uhr den Ablauf des Mittagessens kennen lernen bis sie dann auch schon wieder abgeholt wurden.

Kind vergessen!?!

So überstanden letztendlich doch alle Kinder den Vormittag und sie begrüßten ihre Eltern mit einer herzlichen Umarmung –alle bis auf diesen einen Jungen... Der dreijährige Bub saß um sechs am Abend noch immer auf einer Sitzbank vor dem Haus der Schwestern, hatte eine Platzwunde am Kopf, war vollkommen dreckig, wirkte fiebrig und wartete vergebens auf seinen Vater. Dieser hatte ihn einfach da gelassen, obwohl er hier nicht einmal angemeldet war und scheinbar wollte der Mann sein Kind nicht mehr abholen. Zum Glück kannten die Schwestern aber die Familie und so wussten sie, dass der Vater und seine insgesamt drei Kinder eigentlich in einem Hilfsprojekt in der Nähe untergebracht sind, wo der Junge nun wieder hingebracht wurde. Die Mutter des Buben ist jedoch leider schon verstorben. Immerhin gäbe es in diesem Projekt laut der Don Bosco Schwestern aber sogar einen eigenen Kindergarten, eine Schule und die Bedingungen wären sonst auch viel besser. Wieso der Vater also so gehandelt hatte, wusste man nicht genau. Manche sprachen davon, dass er rausgeworfen worden war... Aber zumindest wurde der kleine Junge dort schließlich wieder aufgenommen und umsorgt. So kam auch er zumindest wieder in einer Art von „zuhause“ an.

Mit jedem neuen Wochentag weinten dann übrigens schon weniger Kinder und so langsam lernten sie alle Regeln, sowie Gewohnheiten kennen. Wie genau ein richtiger Kindergartentag hier in Kambodscha abläuft, erfahrt ihr aber ein anderes Mal! ;)

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